Blasmusik ist in unserer Stadt urkundlich bereits im 16. Jahrhundert nachweisbar, besonders im Zusammenhang mit der Bürgerwehr, die bei ihren fallweisen Ausrückungen ihre „Banda“ (so nannte man die Blechkapellen) mit hatte. Die erste bildliche Darstellung der „Bürgermusik“, zu dieser Zeit auch schon unter der Bezeichnung Stadtmusikkapelle geführt, stammt von der Fahnenweihe des Bürgerkorps am Oberen Stadtplatz am 3. Oktober 1858. Sie stand damals unter der Leitung ihres „Thurnermeisters“ (Kapellmeisters) Friedrich Schiffner. Er war Kapellmeister von 1845 bis 1885.
Um die Stadtmusikkapelle finanziell und organisatorisch auf eine breitere Basis zu stellen, ging man zu Beginn des Jahres 1885 daran den Musikunterstützungsverein (MUV) Waidhofen an der Ybbs und Umgebung als Rechtsträger der Kapelle zu gründen. Nach Sitzungen des Proponentenkomitees am 24. Februar 1885 und 21. März 1885 unter Bürgermeister Carl Frieß fand am 25. März 1885 die erste Hauptversammlung des MUV statt. Folgender Ausschuss wurde gewählt: Die Herren Kienmann, Prasch, Ruff, Schiffner, Putzgruber, Florian Frieß, Heinrich Frieß. Die bis zum Jahre 1915 erhaltenen Protokolle der Ausschusssitzungen und Hauptversammlungen des MUV lassen die großen finanziellen und personellen Schwierigkeiten wohl ahnen, in die der Verein immer wieder geriet. Die Zahl der unterstützenden Mitglieder schwankte zwischen 220 und 280. Nach den recht spärlichen Rechenschaftsberichten der jeweiligen Kapellmeister kann man wohl die Leistungen der Stadtmusikkapelle ihrer Quantität nach als ausgezeichnet bezeichnen. Die Zahl der ausübenden Musiker betrug durchschnittlich 22 Mann. Auch im Durchschnitt gerechnet, gab es jährlich 60 „Produktionen“ (Ausrückungen) und zusätzlich 18 Promenadenkonzerte. Den Nachwuchs für die Stadtmusikkapelle unterrichtete der jeweilige Kapellmeister. Die Einberufung des größten Teiles der ausübenden Mitglieder der Stadtmusikkapelle im Ersten Weltkrieg beendete im Jahre 1915 vorerst die Tätigkeit des MUV und der Kapelle. Der Wiederaufbau ging auf Grund der allgemein tristen wirtschaftlichen Lage der Nachkriegszeit sehr langsam vor sich. Im Jahre 1920 gab es nicht weniger als 18 Bewerber, im Jahre 1926 waren es schon 36!
Mit Tatkraft und Können gelang es den jeweiligen Kapellmeistern, auch in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eine in sich gefestigte und leistungsfähige Blaskapelle aufzubauen. 6 Bälle, 18 Promenadenkonzerte, 16 sonstige Konzerte und 27 Ausrückungen sind die stolze Bilanz des Jahres 1931. 71 Proben während des Jahres waren hierzu notwendig.
Am 4. Februar 1938 fand die letzte Sitzung des MUV vor der Machtergreifung des Nationalsozialismus in Österreich statt. Die Tätigkeit des MUV ist in der Zeit von 1938 bis Kriegsende 1945 nicht nachweisbar. Die Stadtmusikkapelle bestand jedoch weiter und löste sich erst mit Ende des Zweiten Weltkrieges auf.
Wieder stand ein kleines Häuflein von Idealisten genau so wie im Jahre 1919 vor der Aufgabe, den MUV und die Stadtmusikkapelle zu reaktivieren. Es war ein weiterer und beschwerlicher Weg aus dem Nichts des Jahres 1945 bis zur heutigen Stadtmusikkapelle mit ihrem neu erbauten, schönen und zweckmäßigen Heim im Ortsteil Zell an der Ybbs.
Namen wie Silvester Breier, Josef Grießenberger, Franz Josef Kohout, Ferdinand Lindner, Ignaz Stockinger, Willy Schediwy, Alois Herold, Anton Wagner, Franz Peham und Günther Pöchhacker als Obmänner des MUV, sowie die Stadtmusikkapellmeister Ferdinand Lindner, Ernst v. Hartlieb, Helmut Schoder, Adolf Stockinger und Ernst Stockinger waren und sind gemeinsam mit vielen ungenannten Helfern Garanten für den organisatorischen und musikalischen Wiederaufbau der Stadtmusikkapelle in den letzten Jahrzehnten und Jahren. Nicht vergessen sei hier der Gründer und Kapellmeister der Jugendmusikkapelle, Adolf Stockinger. Er leitete diese von 1973 bis Ende 1980 und sorgte damals wie heute durch seine unermüdliche Lehrtätigkeit für den notwendigen musikalischen Nachwuchs der Stadtmusikkapelle.
Eine Neuuniformierung ermöglichte Senator e.h. Dipl.-Ing. Dr. Othar Ruthner. Johann Fuchs sorgte durch die unentgeltliche Beistellung des Baugrundes für das Entstehen des Musikheimes in Zell, Anton Wagner erreichte durch viel persönliche Initiative die Neuinstrumentierung der Stadtmusikkapelle. Die gesamte organisatorische Last des Musikheimbaues ruhte auf den Schultern von Franz Peham, der auch für die Organisation vieler Volksfeste und Wiesenfeste am Grasberg, wie auch Auslandsfahrten verantwortlich zeichnete.
Obmann Günther Pöchhacker organisierte weiterhin mit seinen Musikkolleginnen und Kollegen Zeltfeste und Volksfeste, wobei letztere durch den Verbau des Festplatzes und dem Fehlen eines neuen 1990 eingestellt werden mussten. Als Organisationsleiter der 800-Jahr-Feierlichkeiten 1986, erreichte er in Absprache mit Mag. Alfred Bäck, dass die Schillerparkkonzerte in den Konviktsgarten verlegt werden konnten, was von den Blasmusikkapellen und der Waidhofner Bevölkerung bestens angenommen wird.
In den Jahren 1990 – 1992 erfolgte wieder eine Neuinstrumentierung. Um die Freundschaftskontakte zu den Partner- und Freundesstädten weiter zu vertiefen, wurden mehrere Fahrten in das In- und Ausland durchgeführt.
Das Durchschnittsalter der Musiker beträgt derzeit 26 Jahre, sodass in Bezug auf den Nachwuchs momentan keine Sorge besteht.
Der Musikunterstützungsverein der Stadtmusikkapelle war überdies in den Jahren 1963 bis 1970 Rechtsträger der im Jahre 1963 unter der Leitung von OSR Prof. Erich Kolar und Dir. Friedrich Richter ins Leben gerufenen Musikschule Waidhofen an der Ybbs.